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Auf der Couch in Tunis

Die Psychologin Selma (Golshifteh Farahani) kehrt nach Tunesien zurück, um in ihren Heimatland eine Praxis für Psychotherapie zu eröffnen. In der Strasse in Paris gibt es 10 Psychologen, in Tunesien sprechen die Leute bei Problemen mit dem Iman. So stösst das Vorhaben der selbstbewussten Französin erst einmal auf Skepsis und Widerstand – aber auch auf sehr großes Interesse. Denn der Redebedarf der tunesischen Bevölkerung ist gross. 

Selma empfängt ihre gesprächigen Kunden auf dem Dach eines Wohnhauses in Tunis, doch schnell verlangt ein Polizist sich an die Regeln zu halten und eine Bewilligung einzuholen. Das gestaltet sich als schwierig. Sie trifft eine hochemotionale Beautysalon-Besitzerin mit Mutterkomplexen, einen depressiven Imam, einen Mann mit politisch-erotischen Träumen, einen mysteriösen Fremden mit freudschen Zügen, einen übermoralischen Polizisten und auf ihre feministische Nichte.

Der Film ist eine Komödie, unterhaltsam und gewährt Einblicke in ein Land mit grossen Umbrüchen. Doch hat der arabische Frühling wirklich was verändert? Oder zählen immer noch überkommene Moralvorstellungen und Korruption. Im Film erscheint Tunesien als fortschrittlihes Land, die Reisenden können isch selber ein Bild machen.

Regie führte Manele Labadi

Neue Weltsicht am ZFF

Ich besuche gerne das Zürich Film Festival, kurz ZFF. Dort kommt die Welt zu Gast. Meine vielen Länderseiten lassen sich mit Nachrichten aus dem kulturellen oder politischen Umfeld füllen. Das ZFF hat 2021 die sogenannte neue Weltsicht im Programm. «Ein Zeichen für Regionen, diesmal Afrika mit Tunesien», so wurde es auf der Medienkonferenz mitgeteilt.

Tunesien hat nur 20 Kinos und ein ganz modernes Kulturzentrum in Tunis. In Tunesien werden Filmemacher ausgebildet, meistens folgt ein Aufenthalt in Frankreich. Gerade zur Finanzierung von Filmen ist Frankreich ein wichtiger Partner.

Ich habe die Gelegenheit genutzt und mit Mehdi Hmili ein Gespräch am ZFF geführt. Er schilderte mir die Arbeit an seinen Film «Streams», den Wunsch gesellschaftliche Fragen zu beeinflussen und weiterhin Filme zu machen. «Die jungen Leute lieben Kino». Der Eintritt ins Kino kostet ca. Euro 2,-, oft werden die Filme im Fernsehen gezeigt oder immer mehr auf dem Smartphone angeschaut.

Ob es denn Filme gibt, die den Tourismus thematisieren? «Ja, sicher, Tourismus ist für unsere Wirtschaft sehr wichtig», so Mehdi Hmili. Er hat mir versprochen, mir darüber zu schreiben.

Hier ist die Liste der Filme aus Tunesien am ZFF (wird noch ergänzt und verlinkt).

  • Un Fils, Mehdi Barsaoui
  • Streams, Mehdi Hmili
  • Regarde Moi, Nejib Belkhadi

Hier ein Trailer:

Auf unserer Webseite haben wir die Kultur in Tunesien ausführlich beschrieben