Bildung

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Tunesien hat seit der Unabhängigkeit massiv in die Bildung investiert. Rund 18% des Staatshaushaltes (2015) fließen in den Bildungssektor, davon rund ein Drittel in den Hochschulsektor. Messbare Erfolge sind die kontinuierlich steigende Alphabetisierungsrate und die hohe Anzahl an Abiturienten und Akademikern. Vor allem auf dem Land ist die Analphabetenrate jedoch höher. Die Einschulungsrate liegt bei rund 99%, allerdings führen längst nicht alle eingeschulten Schüler die Schule auch zu Ende. Gerade in ländlichen Gebieten stellen der frühzeitige Schulabbruch und Kinderarbeit ein Problem dar.  

Den hohen Schüler- und Studentenzahlen steht allerdings eine sinkende Qualität der Bildung gegenüber, so Kritiker. Neben mangelnder Vorbereitung auf selbständiges Arbeiten werden vor allem schlechte Sprachkenntnisse bemängelt. Viele Tunesier sind selbst nach Abschluss eines Studiums nicht in der Lage, sich korrekt auf Hocharabisch oder Französisch zu verständigen. Im Alltag wird tunesischer Dialekt gesprochen, der gerade in den gebildeten Schichten oft mit Französisch gemischt wird. Laut einer Umfrage aus dem Jahr 2015 fühlen sich die jungen Tunesier in ihrer Zukunft weit mehr von Arbeitslosigkeit als vom Terrorismus bedroht. Das Gefühl der Perspektivlosigkeit führt auch zu einem steigenden Drogenkonsum, der oft bereits im Schulalter beginnt. 

Schule, Berufsbildung 

Das tunesische Schulsystem ist nach französischem Vorbild strukturiert. Schulpflicht besteht von 6 bis 16 Jahren. Vor allem Frauen sind nach wie vor Analphabeten. Nach sechsjähriger Grundschule folgen 3 Jahre College. Um für Studium oder Ausbildung zugelassen zu werden folgen danach 4 Jahre Lycée, wobei das erste Jahr einem allgemeinen Curriculum folgt, bevor die Schüler sich für einen von sechs möglichen Schwerpunkten entscheiden müssen (Wirtschaft, Informatik, Sprachen, Mathematik, Sport, Naturwissenschaft), der bis zum Abitur führt. Unterrichtssprache ist Arabisch, Französisch und Englisch werden ab dem dritten Grundschuljahr unterrichtet.

Zuständig für die Berufsbildung ist das Arbeitsministerium (und in speziellen Bereichen das jeweils zuständige Ministerium zum Beispiel für Tourismus oder Landwirtschaft). In zweijährigen Kursen können Abiturienten an Berufsschulen technische Berufe erlernen. Es besteht ebenfalls die Möglichkeit, ohne Abitur (nach zwei Jahren Lycée) eine Ausbildung aufzunehmen, die aus zwei zweijährigen Modulen besteht.  

Neben dem staatlichen Bildungssystem gibt es, vor allem in den Städten, eine hohe Anzahl von Privatschulen, sowohl im Grundschulbereich als auch im weiterführenden Schulsystem. Insbesondere die französischen Schulen genießen hohes Renommee.

Hochschulbildung 

In Tunesien gibt es 13 staatliche Universitäten. Das Studium ist kostenlos, Unterrichtssprachen sind Arabisch und Französisch. Das Abitur garantiert das Recht auf einen Studienplatz, diese werden allerdings zentral vergeben, so dass nicht jeder Schüler das gewünschte Fach bzw. an der gewünschten Hochschule studieren kann. Generell ist es leichter, einen Studienplatz in geisteswissenschaftlichen Fächern statt technischen oder Wirtschafts-Studiengängen und an einer Universität außerhalb von Tunis zu bekommen als in der Hauptstadt.

Privatunis und Kooperationen mit ausländischen Bildungseinrichtungen machen nur rund 1% aus, was vor allem auf bürokratische Hürden zurückzuführen ist. Außerdem vergibt der tunesische Staat Stipendien nur an Studenten öffentlicher Hochschulen. 

Für viele westafrikanische Studenten ist Tunesien ein beliebter Studienort, denn die Ausbildung gilt als besser als in ihren Heimatländern, allerdings sind die Lebenshaltungskosten geringer als in Europa und es ist wesentlich leichter, eine Aufenthaltsgenehmigung zu erhalten. 

Die Texte stammen vom Länderportal der GIZ, welches vom Netz genommen ist. Verfasser ist Sarah Mersch, freie Journalistin und Trainerin. Sie arbeitet unter anderem für verschiedene ARD Anstalten, die Deutsche Welle und Online- und Printmedien. Die Urheber wurden soweit möglich informiert, dass auf meiner Tourismusseite zu Tunesien die Inhalte veröffentlicht werden.